Mit einer digitalen Patientenakte und weiteren digitalisierten Prozessen im Krankenhaus stellt sich die Frage, wie die Digitalisierung mess- und vergleichbar
gemacht werden kann. Denn wie beschrieben bezeichnet sich mittlerweile fast jede Klinik als (teilweise) digital.
Nur: was dient als objektives Kriterium der Bewertung der digitalen Durchdringung des Krankenhauses?
Ein Kriterium ist die Zertifizierung durch HIMSS
(Healthcare Information and Management Systems Society), einer Non-Profit-Organisation, die im Gesundheitswesen Leitlinien und Marktforschungslösungen bereitstellt, um eine bessere Gesundheit durch den Einsatz von Informationen und Technologien zu ermöglichen. Von HIMSS wird das EMR-Adoptionsmodell (EMRAM, Electronic Medical Record Adoption Model) angewandt und bestimmte Kriterien der Einrichtung bewertet. Die EMRAM-Stufe ist das Ergebnis der Bewertung und ist eine Maß für den Grad der IT-Durchdringung des Krankenhauses - misst die Übernahme und Nutzung von Funktionen der elektronischen Patientenakte (EMR). Dadurch werden Vergleiche zwischen Krankenhäusern in demselben Land und auf der ganzen Welt möglich. (Quelle: www.himssanalytics.org)
EMRAM-Stufen:
- STAGE 0: All Three Ancillaries Not Installed (laboratory, pharmacy and radiology)
- STAGE 1: Ancillaries - Laboratory, Pharmacy, And Radiology/Cardiology Information Systems; PACS; Digital Non-DICOM Image Management
- STAGE 2: CDR; Internal Interoperability; Basic Security
- STAGE 3: Nursing And Allied Health Documentation; EMAR; Role-Based Security
- STAGE 4: CPOE With CDS; Nursing And Allied Health Documentation; Basic Business Continuity
- STAGE 5: Physician Documentation Using Structured Templates; Intrusion/Device Protection
- STAGE 6: Technology Enabled Medication, Blood Products, And Human Milk Administration; Risk Reporting; Full CDS
- STAGE 7: Complete EMR; External HIE; Data Analytics, Governance, Disaster Recovery, Privacy And Security
In der höchsten Stufe 7 müssen Kliniken nachweisen können, dass sie einerseits die geforderten Systeme alle vorweisen können und andererseits auch vollständig digital nutzen. Fast alle Kliniken in Deutschland schaffen die Stufe 7 aktuell noch nicht, da es oft an dem Nachweis der vollständigen digitalen Nutzung mangelt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein wirklicher Mehrwert durch IT nur dann entsteht, wenn mögliche parallele Papierprozesse entfallen
und alle Prozesse auch digital genutzt werden. Hierbei gilt es zunächst den ökonomischen Nutzen und die Anwenderfreundlichkeit voranzustellen, um Akzeptanz zu schaffen. In der Folge lassen sich dann Ziele wie Transparenz, Patientensicherheit und weitere Ziele realisieren. Digitalisierung ist daher kein Selbstweck, sondern trägt bei richtiger Zielsetzung maßgeblich zum Unternehmenserfolg bei.
Ebenso ist darauf zu achten, dass nicht nur die bestehenden Prozesse digitalisiert werden, sondern die digitale Revolution, zur zielgerichteten Veränderung der Prozesse und damit die digitale Transformation, ausgerufen wird. Denn grundsätzlich gilt: ein schlechter Prozess bleibt ein schlechter Prozess, auch wenn er digitalisiert wird!
Zur Sicherstellung der Versorgung der Patienten auch in Zukunft, sollte daher jetzt begonnen werden an der digitalen Transformation des Krankenhausbetriebs zu arbeiten, um die Weichen für die Zukunft zu stellen.